Ich war auf der Demo der über 20.000 in Aachen – und jetzt?

Über 20.000 Menschen waren am Samstag, den 27. Januar 2024 auf der Demonstration gegen AfD und Rechtsextremismus auf dem Katschhof, dem Markt oder dem Platz der Demokratie in Aachen. Viele fragen sich aber, reicht das, oder muss ich noch mehr tun, um unsere Demokratie zu stärken.

Hier 8 Ideen und Gedanken dazu.

  1. Misch‘ dich ein: Fake-News und Hasskommentare melden

Hetze gegen Andersdenkende und Verwirrung der Menschen durch Falschinformationen finden heute häufig im Netz statt.

Menschenverachtende Aussagen, Hasskommentare und Falschmeldungen sollten konsequent an die Betreiber der Medien gemeldet werden. Auch wenn man davon ausgehen kann, dass diese Benachrichtigungen häufig keine direkten Konsequenzen haben und die einschlägigen Profile nicht sofort gelöscht werden, sind diese Meldungen nicht zwecklos. Je öfter ein Post oder Profil von unterschiedlichen Personen angezeigt wird, desto ernster nehmen die Betreiber sie – und werden irgendwann doch tätig.

Veröffentlichungen im Netz, die einen Straftatbestand erfüllen, weil sie zum Beispiel volksverhetzend sind oder zu Straftaten auffordern, kann man auch direkt der Polizei melden, indem man Beweise z.B. durch Screenshots sammelt. Man kann die Beweise auch an HateAid oder die Meldestelle REspect schicken die sie dann juristisch bewerten.

2. Misch‘ dich ein: An der Demokratie beteiligen

Es gibt vielfältige Möglichkeiten, sich an der Demokratie zu beteiligen und unsere Gesellschaft mitzugestalten.

Unsere Gesellschaft lebt vom sozialen Engagement und Ehrenamt. Ohne Mitarbeit der Vielen funktioniert unsere Gesellschaft nicht. In den vielen Ehrenämtern trifft man andere Menschen, kommt mit ihnen ins Gespräch, diskutiert und gibt Anregungen, auch politische (siehe dazu auch Punkt 6).

Darüber hinaus kann man sich aber auch einbringen, indem man Petitionen verfasst oder unterstützt, Bürgerentscheide initiiert oder mitträgt, zu öffentlichen Ratssitzungen geht und sich an Bürgerfragestunden beteiligt oder sich direkt an Stadträte und Abgeordnete wendet.

3. Misch‘ dich ein: Mach‘ mit

Ein wichtiger Schritt zur Beteiligung an der Demokratie ist auch, einer demokratischen Partei beizutreten. Hier lernt man nicht nur, seine Meinung einzubringen, Gleichgesinnte zu suchen und Mehrheiten für seine Position zu gewinnen, man lernt auch, seine Meinung durch Diskussionen zu vertreten oder auch politisch zu reflektieren (siehe dazu auch Punkt 6).

4.  Misch‘ dich ein: Nachbarschaft mitgestalten

Man muss nicht unbedingt partei-politisch aktiv werden, um sich für die Demokratie einzusetzen. Auch wer im sozialen Bereich mitwirkt, kann sich dort für demokratische Werte und Menschenrechte einsetzen. Egal, ob im Sportverein, der Nachbarschaftshilfe oder im Pflegeheim – Unterstützung wird an vielen Stellen gebraucht. Überall dort, wo Menschen aus unterschiedlichen Bereichen der Gesellschaft miteinander in Kontakt kommen, geht es um Austausch und gegenseitigen Respekt. Rechtsextreme nutzen solche Begegnungsorte für sich, indem sie sich dort einbringen und versuchen, andere für ihre Ziele zu gewinnen. Deshalb ist es umso wichtiger, nicht den Gegnern der Demokratie dieses Feld zu überlassen.

5. Misch‘ dich ein: Angegriffene verteidigen – sich mit ihnen solidarisieren

Bekommt man in seinem eigenen Umfeld mit, dass rassistische, antisemitische, menschenverachtende oder faschistische Sprüche fallen, sollte man deutlich machen, dass man diese Haltung nicht teilt und man anderer Meinung ist. Schweigen könnten die Sprücheklopfer als Zustimmung deuten, andere Meinungen regen auch Umstehende zum Nachdenken an.

Sollten von Rassismus Betroffene angefeindet werden, solidarisieren Sie sich mit ihnen und fragen Sie, ob sie Unterstützung brauchen.

Mutige Zivilcourage braucht unsere Demokratie.

Aber Vorsicht: Niemand sollte sich dabei in Gefahr bringen! Sollte es zu tätlichen Auseinandersetzungen kommen, sollte man umgehend die Polizei rufen.

6. Misch‘ dich ein: Diskutieren lernen

Sowohl in der Arbeitswelt als auch im privaten Bereich ist es wichtig, Argumente auszutauschen, um seine eigene Meinung kundzutun, andere zu überzeugen, aber auch Überzeugungen anderer aufzunehmen und weiter zu entwickeln.

Eine Demokratie lebt vom Gedankenaustausch der Menschen. Nur durch erfolgreiche Diskussionen kann man Gesellschaft weiterentwickeln.

Um seine Meinung überzeugend vorzutragen, gibt es Strategien und Werkzeuge, die man lernen und entwickeln kann. Im Netz findet man eine Reihe von Leitfäden zum Thema, aber auch politische Parteien und ihnen nahestehende Stiftungen bieten Seminare, Workshops und Gesprächstrainings an.

Maßstab einer guten Diskussion ist es jedenfalls, Gedanken in der Diskussion auszutauschen, nicht aber den anderen zu manipulieren.

7. Misch‘ dich ein: Spenden

Nicht jeder hat ausreichend Zeit für Parteiarbeit oder ein ehrenamtliches Engagement, dafür aber vielleicht das nötige Geld, um Organisationen zu unterstützen, die sich für die Demokratie und gegen Rassismus einsetzen. Man kann, auch ohne Mitglied zu sein, für demokratische Parteien spenden oder für Organisationen, die sich gegen Rassismus einsetzen, z.B. die Amadeu-Antonio-Stiftung, Pro Asyl oder die Initiative Exit, die sich für Aussteiger einsetzt, die die rechtsextreme Szene verlassen wollen.

8. Misch‘ dich ein: Wählen gehen

Die wichtigste Möglichkeit, sich für den Erhalt der Demokratie einzusetzen, ist, sich an ihr aktiv zu beteiligen. Das bedeutet in erster Liniewählen gehen. Wann immer man aufgefordert wird, seine Stimme abzugeben, sollte man dies auch tun. Egal, ob Bundestag, Europaparlament oder Gemeinderat – alle diese Gremien sind wichtige Säulen der Demokratie.

Die Beteiligung beginnt an der Wahlurne.

Die nächste Wahl ist die Europawahl am Sonntag, den 9. Juni 2024.